Die Sprache der Judenfeindschaft
Rabbiner-Brandt-Vorlesung 2013
von Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel
11. November 2013
Stiftung Jüdisches Museum, Gr. Saal, 2 OG - 17.30 Uhr
Lindenstr. 9-14, Berlin
„Antisemitismus zeigt sich nicht nur in physischer Gewalt, sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung, sondern auch in sprachlichen Äußerungen, die Juden diffamieren und stigmatisieren. Die Sprache spielt bei der Weitergabe und dem Erhalt judenfeindlicher Stereotype und Ressentiments eine besondere Rolle: Jahrhunderte der Diskriminierung von Juden haben tiefe Spuren im kollektiven kommunikativen Gedächtnis hinterlassen. Über den Sprachgebrauch werden (teils bewusst, teils auch unreflektiert) tradierte Stereotype transportiert, welche die Basis antisemitischer Grundeinstellungen bilden. Judenfeindliche Äußerungen tragen daher maßgeblich dazu bei, Denkschablonen und Klischees in der Gesellschaft zu erhalten. Beim Verbal-Antisemitismus zeigt sich die Macht der Sprache als Gewalt durch Sprache: Mittels verbaler Gewalthandlungen werden Juden als Juden beschimpft, beleidigt, verhöhnt, verunglimpft, bedroht und belehrt. Allen Bemühungen zum Trotz sind bis heute Floskeln, die bereits im Mittelalter benutzt wurden und in der NS-Zeit zum Standardrepertoire der verbalen Diskriminierung von Juden gehörten, erhalten und spiegeln sich in aktuellen Sprachgebrauchsmustern wider. Die Sprache der Judenfeindschaft trägt maßgeblich dazu bei, dass alte Ressentiments gefestigt und neue Feindbildkonstruktionen gebildet werden.“
Prof. Dr. Monika Schwarz-Friesel ist Sprach- und Kognitionswissenschaftlerin und leitet seit 2010 das Fachgebiet Allgemeine Linguistik an der Technischen Universität Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehört der aktuelle verbale Antisemitismus.
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