Eröffnung CJZ 2025
„Ein Vorbild, wie man den Zwischenton trifft“
Buber-Rosenzweig-Medaille 2025 an Saba-Nur Cheema und Meron Mendel verliehen
Die Diplom-Politologin, Pädagogin und Publizistin Saba-Nur Cheema und der Historiker, Erziehungswissenschaftler und Publizist Prof. Dr. Meron Mendel haben für ihr gemeinsames Engagement für Dialog und Miteinander die renommierte Buber-Rosenzweig-Medaille 2025 erhalten.
Der Jüdische Präsident Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama (v.l.), die Preisträger:innen Prof. Dr. Meron Mendel und Saba-Nur Cheema, Erster Bürgermeister Hamburgs, Dr. Peter Tschentscher, Bischöfin Kirsten Fehrs, der Evangelische Präsident Pfr. i. R. Friedhelm Pieper und die Katholische Präsidentin Dr. Margaretha Hackermeier bei der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille in Hamburg.
Die Politologin und Publizistin Saba-Nur Cheema und der Historiker und Leiter der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main Meron Mendel wurden für ihr gemeinsames Engagement gegen Polarisierung und Hass sowie für einen offenen Dialog über Konfessionsgrenzen hinweg geehrt. Die Auszeichnung verleiht der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) jährlich. Cheema und Mendel haben die Buber-Rosenzweig-Medaille nun am 9. März 2025 im Hamburger Rathaus entgegengenommen.
Die Feierlichkeit bildete zugleich die Eröffnung der „Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit 2025 – 5785/86“ (ehemals „Woche der Brüderlichkeit“). „Wir sind die älteste Bürgerinitiative in unserem Land“, sagte Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama, der Jüdische Präsident des DKR. Eine Bürgerinitiative, die sich für Demokratie, Menschenrechte und eine offene Gesellschaft einsetze. Denn ohne diese hätten die „Feinde unseres Grundgesetzes – und das sind in aller Regel auch Antisemiten – freie Hand.“
Neben Dr. Peter Tschentscher, dem Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, waren zahlreiche Vertreter:innen aus Kommunal- und Bundespolitik sowie Repräsentant:innen der Kirchen, konfessioneller und zivilgesellschaftlicher Verbände dabei.
„Die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an Cheema und Mendel unterstreicht die anhaltende Bedeutung des interreligiösen Dialogs und der Überwindung von Vorurteilen in unserer Gesellschaft“, so Pfarrer i. R. Friedhelm Pieper, Evangelischer Präsident des DKR. Die Preisträger:innen streiten gemeinsam öffentlich für Demokratie und Menschenrechte und sind fest davon überzeugt, dass Bildung vor Hass schützt. Das Ehepaar nimmt die Menschen mit in seinen Alltag, in seine Diskurse als Muslimin und Jude. Zu lesen sind ihre politischen und zugleich persönlichen Texte in der Kolumne „muslimisch-jüdisches Abendbrot“ in der FAZ. „Sie zeigen täglich, dass man trotz unterschiedlicher religiöser und kultureller Prägung miteinander leben und einander lieben kann. Sie setzen sich dafür ein, Polarisierungen zu überwinden und eine offene Streitkultur vorzuleben“, so Dr. Margaretha Hackermeier, die Katholische Präsidentin des DKR weiter über die beiden Preisträger:innen 2025.
„Sie stehen wie kaum ein anderes Gesprächspaar für den feinsinnigen Dialog und das aufrichtige Wort. Sie sind ein Vorbild, wie man den Zwischenton trifft“, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs in ihrer Laudatio. Fehrs ist Ratsvorsitzende der EKD und Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche. Mit großer Entspanntheit und der Liebe zum Unterschied zeigten Cheema und Mendel, dass nicht die Auseinandersetzung, sondern der Rückzug zur Spaltung führten. „Sie streiten mit Kultur für die Achtung der Würde eines jeden Menschen. Sie wissen: Empathie bedeutet nicht automatisch Einverständnis und Dialog nicht automatisch Einigkeit“, sagte Fehrs über die Preisträger:innen.
„Es ist eine besondere Ehre, als erste muslimische Frau diese Auszeichnung zu bekommen. Es hat eine große Bedeutung, auch für uns als Paar, das nicht dem Mainstream entspricht“, betonte Cheeba im Interview mit Moderation Julia Westlake im Hamburger Rathaus. „Die Auszeichnung gibt uns beiden große Kraft“, ergänzte Mendel. Die Preisträgerin wünschte sich zudem, dass Kritiker:innen das Gespräch mit ihnen suchten: „Wir stehen dafür, dass man miteinander im Dialog steht und nicht am Ende einer Meinung sein muss.“ Ihr Mann sprach einen weiteren Wunsch des Paares aus: „Nach dem 7. Oktober müssen wir versuchen, die Wunden zu heilen, einander in die Augen zu schauen, in Deutschland Brücken bauen, um gemeinsam eine bessere Zukunft aufzubauen.“
Moderiert wurde die festliche Eröffnung der CJZ 2025 – 5785/86 von Moderatorin Julia Westlake. Für die musikalische Begleitung sorgten Alumni des Bundesjazzorchesters.
Gerahmt wurde die Preisverleihung außerdem von einem vielfältigen Festprogramm in Hamburg. So gab es am Wochenende Führungen zum Thema „Jüdisches Leben in Hamburg“, etwa im Grindelviertel und in Altona. Ein jüdisch-christliches Bibelgespräch, die christlich-jüdische Gemeinschaftsfeier, Gottesdienste und ein Vortrag der beiden Preisträger:innen zum Thema „Unser Miteinander: der muslimisch-jüdische Dialog angesichts des Nahostkonflikts“ rundeten das Programm ab.
Die Preisträger:innen Prof. Dr. Meron Mendel (v.l.) und Saba-Nur Cheema im Interview mit Moderation Julia Westlake.
Die Preisträger:innen:
Dipl.-Pol. Saba-Nur Cheema, in Frankfurt am Main in eine aus Pakistan stammende Familie geboren, ist Diplom-Politologin und hat Methoden für die historisch-politische Bildungsarbeit entwickelt. Ihr Fokus liegt auf der Bekämpfung von Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Ihr zufolge ist der Holocaust nicht nur als Tiefpunkt der deutschen Geschichte, sondern als Teil der Menschheitsgeschichte zu bearbeiten.
Prof. Dr. Meron Mendel, aufgewachsen in einem Kibbuz im Süden Israels, leitet die Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main und ist Universitätsdozent für Demokratiebildung, Migrationsgesellschaft und Menschenrechte. Er ist engagiert im jüdisch-palästinensischen Dialog und eine wichtige Stimme in Debatten über den Nahostkonflikt sowie Antisemitismus und Rechtsextremismus.
Die Buber-Rosenzweig-Medaille:
Die Buber-Rosenzweig-Medaille wird seit 1968 jährlich vom Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit verliehen. Sie ehrt Personen, Institutionen oder Initiativen, die sich besonders um die Verständigung zwischen Christ:innen und Jüdinnen und Juden verdient gemacht haben und im wissenschaftlichen, künstlerischen, politischen oder sozialen Bereich einen Beitrag für die christlich-jüdische Zusammenarbeit geleistet haben. Die Medaille wird in Erinnerung an die jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig verliehen.
Siehe auch:
NACHLESE ERÖFFNUNG CJZ 2025
(Fotos: © DKR / Patricia Grähling)