Symposium

Die Aufklärung des Aufklärers
Kants Philosophie als Gegenstand der Abgrenzung, Aneignung und Transformation im Denken jüdischer Intellektueller

Symposium zum 300. Geburtstag Immanuel Kants

Goethe-Universität Frankfurt am Main
15. – 16. Mai 2024

Die Philosophie Immanuel Kants (1724–1804) könnte auch in diesem Jubiläumsjahr nicht aktueller sein. Seine Überlegungen zu Vernunft, zur ins Grundgesetz eingeschriebenen Menschenwürde, zu Kosmopolitismus, Demokratie und Frieden, zur Rolle von Religion(en), zu universeller Ethik und den Möglichkeiten menschlicher Erkenntnis prägen bis heute globale Diskurse. Zugleich werden in der Rezeption immer wieder auch die Schattenseiten seines Denkens beleuchtet, auch mit Blick auf seine Haltung gegenüber dem Judentum.

Das Nachdenken über die Ambivalenz des Königsberger Philosophen ist jedoch nur scheinbar neu. Ihm geht eine lange Tradition der Kant-Rezeption durch jüdische Intellektuelle voraus, welche ein reges Interesse für dessen revolutionäre Philosophie mit dem Bewusstsein für ihre antijüdischen Grenzen verbindet.

Die Konferenz widmet sich Kants Philosophie als Gegenstand der Abgrenzung, Aneignung und der Transformation von der Haskala über Hermann Cohens Neukantianismus und die Kant-Rezeption in Israel bis zu Max Horkheimers Kritik der instrumentellen Vernunft. Die Reflexionen und Texte dieser Denktradition sind Zeugnis einer Haltung, die an erster Stelle der Aufklärung selbst verpflichtet ist und Grenzen sowie Potenziale der kanonischen Texte Kants für dieses Anliegen produktiv zu machen weiß. Diskutiert werden soll auch die Relevanz dieser Rezeption für Kant-Interpretationen der Gegenwart.

Programm

Mittwoch, 15. Mai 2024, 19.30 Uhr
(Goethe-Universität, Hörsaalzentrum, Raum 15, Norbert-Wollheim-Platz 1,
60323 Frankfurt am Main)

Keynote-Vortrag

Prof. Dr. Andrea M. Esser (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Ambivalentes Erbe. Kants Äußerungen über „die Juden“ und das Judentum
Moderation: Prof. Dr. Achim Vesper (Goethe-Universität Frankfurt)

Donnerstag, 16. Mai 2024
(Goethe-Universität, Evangelische Studierendengemeinde Frankfurt, Siolistraße 7,
60323 Frankfurt am Main)

9.15 Uhr
Begrüßung / Einführung
Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt)
Dr. Torsten Lattki (Deutscher Koordinierungsrat)

9.45 Uhr
Antonia Steins (Goethe-Universität Frankfurt)
Die christliche Vereinnahmung des Vernunftbegriffs als Hürde für eine emanzipatorisch ausgerichtete Aufklärung. Saul Aschers Kritik an Kants Religionsschrift

10.15 Uhr
Dr. Christina Feist (Paris)
„Nun bin ich einmal, Gottlob!, ein Philosoph“.
Lazarus Bendavid – Kant-Lehrer der Wiener

10.45 Uhr
Prof. Dr. George Y. Kohler (Bar Ilan University, Ramat Gan)
Der jüdische Kant trotz Kant.
Jüdische Religion als Kantianismus in der Wissenschaft des Judentums vor Cohen

11.15 Uhr
Diskussion
Moderation: Dr. Torsten Lattki (Deutscher Koordinierungsrat)

12.00 Uhr Mittagspause

13.30 Uhr
Christoph Kasten
Zwischen kantischer Ethik und prophetischem Monotheismus – Zur Grundlegung des Sozialismus im Denken Hermann Cohens
Moderation: Dr. Inka Sauter (Goethe-Universität Frankfurt)

14.30 Uhr
Dr. Orr Scharf (University of Haifa)
State-Funded Kant and Kantian Foundations of State: On the Polemic between David Ben-Gurion and Nathan Rotenstreich
Moderation: Prof. Dr. Christian Wiese (Goethe-Universität Frankfurt)

15.30 Uhr
Kaffeepause

16.00 Uhr
Prof. Dr. Yael Kupferberg (Zentrum für Antisemitismusforschung, TU Berlin)
Autonomie als Haltung – Zum Bilderverbot bei Max Horkheimer
Moderation: Antonia Steins (Goethe-Universität Frankfurt)

17.00 Uhr
Schlussbemerkungen

Anmeldung erwünscht unter:
Email: kramberger@em.uni-frankfurt

Kontakt für Rückfragen:
Dr. Judith Müller
Buber-Rosenzweig-Institut
Email: jud.mueller@em.uni-frankfurt.de

Veranstalter:
* Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
* Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte in Moderne und Gegenwart
* Martin Buber-Professur für jüdische Religionsphilosophie
* Forschungsverbund „Dynamiken des Religiösen“ an der Goethe-Universität Frankfurt