Buber-Rosenzweig-Medaille 2013
Auszeichnung für Fritz Bauer Institut und Mirjam Pressler
Bad Nauheim, 16. Juni 2012
Das Fritz Bauer Institut Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust und die Schriftstellerin Mirjam Pressler erhalten die Buber-Rosenzweig-Medaille 2013. Dies gab der Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates während der Mitgliederversammlung der 84 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit am 16. Juni in Bonn bekannt.
Das Fritz-Bauer-Institut habe als Studien- und Dokumentationszentrum zur Geschichte und Wirkung des Holocaust konstruktive Anregungen zur Entwicklung eines kritischen Geschichtsbewusstseins in die deutsche Gesellschaft hineingetragen, heißt es in der Begründung. In der Auseinandersetzung mit Geschichte und Erinnerung, die das Institut mit interdisziplinären Forschungsprojekten, pädagogischen Modellen und in der Begleitung von Kommunen und Unternehmen bei deren eigener Erinnerungsarbeit leiste, wirke die Arbeit des Instituts in eine breite soziale und kulturelle Öffentlichkeit hinein. Mittels Lehrerfortbildungen und Studientagungen an Schulen und Jugendbildungsstätten würden die nachwachsenden Generationen in die geschichtliche Verantwortung mit einbezogen. Mit der Auszeichnung würdige der Deutsche Koordinierungsrat diese entschiedene Einmischung in den gesellschaftlichen Diskurs und das dezidierte Eintreten des Fritz-Bauer-Instituts für eine differenzierte Gedächtniskultur.
Mit der Auszeichnung Mirjam Presslers wolle man ihr herausragendes literarisches und übersetzerisches Werk würdigen. In Ihren Romanen und Erzählungen, die nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene ansprechen, habe Pressler es vermocht, jüdisches Leben in der Zeit des Nationalsozialismus und danach dem deutschen Publikum, insbesondere den nachwachsenden Generationen, erzählerisch nahe zu bringen. Ihre schonungslose und mutige Darstellung „beschädigter Kindheiten“ müsse als Plädoyer für eine offene und tolerante Gesellschaft begriffen werden. Mit Ihren Übersetzungen aus dem Hebräischen, Jiddischen und Niederländischen sei es Ihr zudem gelungen, Fremdheiten abzubauen und ein differenziertes, vielschichtiges Bild der israelischen Gesellschaft in der Folge des Holocaust zu vermitteln.
Beide Preisträger verkörperten ganz im Sinne von Martin Buber und Franz Rosenzweig auf vorbildhafte Weise den Geist dessen, was mit dem Jahresthema der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit im Jahr 2013 zum Ausdruck gebracht werden soll:
Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis
Die Buber-Rosenzweig-Medaille wird der Schriftstellerin Mirjam Pressler und dem Fritz Bauer Institut am 3. März 2013 im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung der Woche der Brüderlichkeit im Staatstheater in Kassel verliehen werden.
Bad Nauheim, 19. Juni 2012
Präsidium und Vorstand
des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit
Hintergrund:
Der Deutsche Koordinierungsrat vertritt als bundesweiter Dachverband die mehr als 80 Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Deutschland auf nationaler und internationaler Ebene. Er ist größtes Einzelmitglied im Internationalen Rat der Christen und Juden (ICCJ), in dem 32 nationale Vereinigungen für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit vertreten sind.
Seit 1968 verleiht der Deutsche Koordinierungsrat der 83 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit während der Eröffnungsfeier zur Woche der Brüderlichkeit die Buber-Rosenzweig-Medaille. Ausgezeichnet werden Personen, Institutionen oder Initiativen, die sich insbesondere um die Verständigung zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Die Medaille wird in Erinnerung an die jüdischen Philosophen Martin Buber und Franz Rosenzweig verliehen.