Internationaler Rat der Christen und Juden (ICCJ)
International bekannte hochkarätige Vertreterinnen und Vertreter des jüdisch-christlichen Dialoges tagten in Bonn
Thema: "Reformieren, interpretieren, revidieren: Martin Luther und 500 Jahre Tradition und Reform in Judentum und Christentum"
Bonn-Bad Godesberg war in der ersten Juliwoche Zeuge einer besonderen Zusammenkunft von jüdischen und christlichen Vertreterinnen und Vertretern im interreligiösen Dialog, die veranstaltet wurde von: Internationaler Rat der Christen und Juden (ICCJ), Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit (DKR) – zugleich deutscher Mitgliedsverband im ICCJ -, Konrad-Adenauer-Stiftung und Evangelische Kirche im Rheinland.
Zum Abschluss der Konferenz setzten sich die mehr 200 Tagungsteilnehmenden aus Nord- und Südamerika, Europa, Asien, Afrika, Australien und Neuseeland am Mittwoch, 5. Juli 2017, mit der Zukunft der christlich-jüdischen Zusammenarbeit auseinander. „Wie können Religionen als Werkzeug der Konfliktlösung dienen?“ fragte Silke Lechner aus dem Auswärtigen Amt zusammen mit Rabbiner Dr. Abraham Skorka (Argentinien), einem engen Freund von Papst Franziskus. Außerdem diskutierten mit: Rabbiner Dr. David Sandmel (USA) und die Muslima Dr. Amineh A. Hoti (Pakistan).
(v.l.n.r.: Silke Lechner, Rabbi Dr. Abraham Skorka, Elizabeth Harris-Sawczenko, Dr. Amineh A. Hoti, Rabbiner Dr. David Sandmel)
In weiteren Plenumsveranstaltungen ging es um die Zukunft der jüdisch-christlichen Beziehungen im internationalen Kontext und das praktische Zusammenleben in multireligiösen Gesellschaften.
Die Konferenz wurde mit einem Festakt am Sonntag, 2. Juli, eröffnet, an dem u. a. der palästinensische Bischof und frühere Präsident des Lutherischen Weltbundes Dr. Munib Younan, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx, der Präses der gastgebenden Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, und der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer mitwirkten. Begrüßt wurde die Versammlung vom Oberbürgermeister der Stadt Bonn Ashok-Alexander Sridharan.
Tagungseröffnung in den Kammerspielen Bad Godesberg, v.l.n.r.: Dr. Phil Cunningham (ICCJ), Dr. Michael Trainor (ICCJ), Volker Haarmann (EKiR), Liliane Apotheker (ICCJ), Rabbi Samuel Szteinhendler (ICCJ), Pfr. Friedhelm Pieper (DKR), Barbara Rudolph (EKiR), Ashok-Alexander Sridharan (Bürgermeister, Bonn), Dr. Margaretha Hackermeier (DKR), Abraham Lehrer (Zentralrat), Manfred Rekowski (Präses EKiR), Kardinal Reinhard Marx (DBK), Munib Younan (Luth. Weltbund), Rabbi Abraham Skorka, Norbert Hofmann (Vatikan), Dr. Abi Pitum (ICCJ), Anette Adelmann (Generalsekretärin ICCJ), Dr. Pavol Bargar (ICCJ).
Aus Anlass des Reformationsjubiläums waren die internationalen Dialogpartner und Dialoginteressierte aus mehr als 30 Ländern weltweit unter dem Thema „Reformieren, interpretieren, revidieren: Martin Luther und 500 Jahre Tradition und Reform in Judentum und Christentum“ (Reforming, Rereading, Renewing: Martin Luther and 500 Years of Tradition and Reform in Judaism and Christianity) zusammen gekommen.
Judentum und Christentum haben bis in die Gegenwart prägende Traditionen herausgebildet. Zugleich aber tragen sie insbesondre in ihren Heiligen Schriften Impulse in sich, die Selbstkritik und Reformation anspornen. Das gegenseitige Lernen stand im Mittelpunkt der Tagung. Der Präsident des Internationalen Rates der Christen und Juden, Prof. Dr. Phil Cunningham, sagte zu Beginn der Konferenz: „Angesichts all der Konflikte, Feindseligkeiten und Gewalt, die unsere Vergangenheit beschädigten, wollen wir uns erneut verpflichten, kontinuierlich zu reformieren, zu interpretieren und zu revidieren.“ Nach Ansicht von Pfarrer Friedhelm Pieper, evangelischer Präsident des DKR, zeigte die Bonner Konferenz, dass die jüdisch-christlichen Beziehungen gerade darin weiter gewachsen sind, dass Unterschiede zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften offener miteinander diskutiert und deutlicher im Kontext ihrer geschichtlichen Entstehung wahrgenommen werden können: „Diese Tagung war für uns Teilnehmende aus den verschiedenen Kontinenten ein weiterer guter und wichtiger Schritt in der christlich-jüdischen Verständigung!“.
Vertreter des mitveranstaltenden Deutschen Koordinierungsrates v.l.n.r.: Pfr. Heinz Daume (DKR Schatzmeister), Lena Reker (DKR Büro), Dr. Christoph Münz (DKR Vorstand), Dr. Abi Pitum (DKR Vorstand), Dr. Bettina Kratz-Ritter (DKR Vorstand), Mirjam Blumenschein (DKR FJE), Eileen Dyck (DKR Büro).
Die gastgebende Evangelische Kirche im Rheinland sieht diese Tagung als einen besonderen Beitrag zum Reformationsjubiläum. Oberkirchenrätin Barbara Rudolph: „Die Begegnungen und Beiträge sind einmalig. Dass ein palästinensischer Pastor mit einem Rabbiner aus Chile diskutiert, ist nur ein bewegendes Beispiel, das für die Zukunft Hoffnung gibt.“
Das umfangreiche Programm ermöglichte zudem Begegnung zwischen jüdischen, christlichen und muslimischen Teilnehmenden auch bei gemeinsamen Mahlzeiten, Andachten, musikalischen Beiträgen, Meditationen und Ausflügen mit Zielen zu religiös bedeutsamen Zielen wie Kölner Dom, Jüdisches Köln sowie NS-Gedenkstätten in Bonn und Köln.
Nach Abschluss der Tagung trafen sich Delegierte der ICCJ-Mitgliederorganisationen zur regulären Jahresmitgliederversammlung und wählten turnusgemäß einen neuen Vorstand. Nachdem der bisherige Präsident Prof. Dr. Philip A. Cunningham (USA) nicht zur Wiederwahl stand, freut sich der ICCJ als seinen neuen Präsidenten Pfarrer Dr. Bo Sandahl aus Schweden willkommen zu heißen. Philip Cunningham wird dem Vorstand als Immediate Past President weiterhin zur Seite stehen. Die Mitglieder des neuen Vorstandes sind: Pfarrer Dr. Bo Sandahl (Schweden) - Präsident, Liliane Apotheker (Frankreich) - Erste Vizepräsidentin, Pfarrer Dr. Pavol Bargár (Tschechien) - Zweiter Vizepräsident, Prof. h.c. Dr. Abi Pitum (Deutschland) - Schatzmeister, Rabbiner Samuel Szteinhendler (Chile) - Vorstandsmitglied, Pfarrer Dr. Michael Trainor (Australien) - Vorstandsmitglied, Dr. Willy Weisz (Österreich) - Vorstandsmitglied
v.l.n.r.: Abi Pitum (Schatzmeister), Bo Sandahl (Präsident), Liliane Apotheker (Erste Vizepräsidentin), Debbie Weissman (ehemalige Immediate Past President), Michael Trainor (Vorstandsmitglied), Pavol Bargár (Zweiter Vizepräsident), Samuel Szteinhendler (Vorstandsmitglied), Phil Cunningham (Immediate Past President), Willy Weisz (Vorstandsmitglied)
Weitere Informationen zum neuen Vorstand des ICCJ sowie ein Grußwort des neuen Präsidenten Bo Sandahl gibt es auf der Homepage des ICCJ:
- Info ICCJ-Vorstandswahlen (engl.)
- Grußwort Bo Sandahl (engl.)