Die Rolle der Religionen in Europa

10. März 2014

Vortrag von Stadtrabbiner Jona Pawelczyk-Kissin, Heidelberg, beim Begegnungstreffen "Kirchen und Rabbinerkonferenzen" am 10.03.2014 in Kiel



Die Idee eines geeinten Europas, entstanden auf der Grundlage der Aussöhnung der großen europäischen Nationen in der zweiten Hälfte eines Jahrhunderts, das  bis dahin von Krieg, Verfolgung und Vernichtung geprägt war, bestimmt heute maßgeblich nicht nur die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen der    europäischen Staaten untereinander, sondern auch die Beziehungen dieser Staaten zum außereuropäischen Ausland. Kaum ein ernsthafter Politiker stellt, zumindest in Kontinentaleuropa, die europäische Idee in Frage. Sie ist zweifelsohne eine der wichtigsten Grundlagen für die Sicherung des Friedens, der wirtschaftlichen Stabilität und des Wohlstands in West- und Mitteleuropa.

Natürlich wirkt sich die europäische Idee auch auf das gesellschaftliche Innenleben der europäischen Länder aus. Eine der Folgen der wechselvollen Geschichte unseres Kontinents mit ihren religiösen Auseinandersetzungen, mit der Aufklärung und ihren Konsequenzen ist die Tatsache, dass die europäische Gesellschaft als Ganzes größtenteils säkular     geprägt ist. Bei allen regionalen Unterschieden ist das der kleinste gemeinsame Nenner, wenn es um europäische Gemeinsamkeiten geht.

Wir sind nun beim eigentlichen Thema unserer heutigen Begegnung angelangt, bei der Rolle der Religionen im heutigen Europa. Welche Rolle spielen die Religionsgemeinschaften mit ihren tradierten und scheinbar nicht immer zeitgemäßen Werten im säkularen Europa des 21. Jahrhunderts? Welche Rolle wird ihnen zugestanden oder zugewiesen, welche Rolle sollten sie idealerweise spielen? Wie können sie ihre Eigenarten und Werte in dieser Gesellschaft behaupten und    bewahren? Wie können die Religionsgemeinschaften miteinander kooperieren? Ich möchte hier ein paar Ideen mit Ihnen teilen, die, wie es mir scheint, für die Auseinandersetzung mit diesen Fragen hilfreich sein könnten.

Im Großen und Ganzen möchte ich mich auf die genannten Fragen beschränken. In bezug auf die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften möchte ich mich auf die Zusammenarbeit zwischen Christen und Juden beschränken, da alles andere, obwohl sicherlich nicht minder wichtig, aus Gründen der Komplexität den Rahmen dieses kleinen Vortrags sprengen würde. Die Religionsgemeinschaften in Europa sehen sich heute auch mit Problemen konfrontiert, die sie intern angehen müssen. Die Bindung an die religiösen Gemeinschaften lässt immer stärker nach. Das sicherlich nicht nur, weil die europäische Kultur insgesamt immer säkularer wird, sondern auch, weil die Kommunikationsformen heute ganz anders sind als noch vor zehn Jahren. Das „Alone together“ in den Social Networks ist für Gemeinschaften, die auf direkte Kommunikation („face to face“) ausgerichtet und angewiesen sind, in jedem Fall eine große Herausforderung. Auf dieses wichtige Thema näher einzugehen, würde allerdings ebenfalls den Rahmen dieses kleinen Vortrags sprengen.

Zur Einleitung möchte ich ein paar Worte zur jüdischen Perspektive sagen. Dazu erst einmal ein kleiner Rückblick in die Geschichte.

Juden leben in Europa bekanntlich seit der römischen Zeit. Die wechselvolle Geschichte Europas haben sie miterlebt und, passiv und aktiv, mitgestaltet. Als eine ethnisch-religiöse Minderheit befanden sich die Juden jahrhundertelang in einem Zustand weitgehender rechtlicher Abhängigkeit, hauptsächlich von den jeweiligen Landesherren. So war die Geschichte der Juden in Europa über weite Strecken eine Geschichte von Ausgrenzung und Verfolgung. Auch die Emanzipation im 19. Jahrhundert war nicht sofort und nicht überall im gleichen Maß eine Erfolgsgeschichte. Die Integration der gleichberechtigten jüdischen Bürger in die allgemeine bürgerliche Gesellschaft verlief unterschiedlich: Von einer Partizipation am gesellschaftlichen Leben bei gleichzeitiger Wahrung der eigenen Identität und Religion bis hin zur vollständigen Aufgabe der Eigenart. Viele Juden nahmen aktiv teil an den gesellschaftlichen Entwicklungen um die Jahrhundertwende, ebenso viele trugen bei zum wissenschaftlichen Fortschritt sowie zu kulturellen Entwicklungen im jeweiligen Land. Allerdings erfuhr in jener Zeit auch die Judenfeindschaft eine Entwicklung: Die Wandlung von einer religiös motivierten Feindschaft und Ablehnung zum modernen säkularen Antisemitismus. Der neue Antisemitismus war in ganz Europa präsent, in allen möglichen Variationen. Wir wissen alle, wozu er in Deutschland dann geführt hat.
    
Nach der Schoa hat sich der Schwerpunkt des Judentums geographisch vor allem in die USA und nach Israel verlagert. Das europäische Judentum war größtenteils vernichtet, und die meisten Überlebenden kehrten nicht zurück, auch nach Deutschland nicht. Auf diese Weise haben wir es auch im heutigen Europa mit einer recht kleinen jüdischen Minderheit zu tun.

Dieser kurze Abriss – noch kürzer und allgemeiner ging es wirklich nicht – der Geschichte der Juden in Europa war hier aus drei Gründen nötig. Erstens, um darauf hinzuweisen, dass kein Zweifel daran bestehen kann, dass das Judentum zu Europa gehört. Zweitens, um daran zu erinnern, dass die Judenfeindschaft in ihren unterschiedlichen Ausprägungsformen ebenfalls zu Europa gehört; sie ist geradezu eine kulturelle Konstante des Abendlandes. Und drittens, um uns ins Bewusstsein zu rufen, um was für eine Minderheit es sich hier handelt: weniger als eine halbe Million in Frankreich, weniger als 300 000 in Großbritannien, ca. 120 000 in Deutschland, etwas über eine Million in der ganzen EU.

Diese kleine Minderheit hat es in Europa, auch sieben Jahrzehnte nach dem Ende des 2. Weltkriegs, nicht immer leicht. Der Antisemitismus ist dabei nach wie vor ein nicht zu unterschätzender Faktor: Es gibt ihn nicht nur in seiner rechtsextremistischen Form, sondern etwa auch in einer linksliberalen; als „Antizionismus“ oder als sogenannte „Israelkritik“. Er äußert sich nicht immer nur verbal, sondern tritt zuweilen auch als physische Gewalt in Erscheinung. Und es gibt in Europa einen Antisemitismus bei Teilen der hier lebenden Muslime, der die Ursache dafür ist, dass in jüngster Zeit eine beträchtliche Zahl von Juden aus Europa v.a. nach Israel, ausgewandert ist.

Bemerkenswert ist, dass ausgerechnet die jüdische Minderheit die Folgen auch des Säkularisierungsprozesses in Europa des 21. Jahrhunderts wohl am stärksten zu spüren bekommt. Wir führten vor etwa zwei Jahren hier in Deutschland eine Debatte um die Beschneidung von Jungen, die sich an einem Gerichtsurteil entzündet hatte und bei der sich dann schnell die Sorge um körperliche Unversehrtheit mit judenfeindlichen Motiven vermischte. Die Unterstellung eines religiösen Obskurantismus war zu hören, neben Vorwürfen der Grausamkeit gegenüber eigenen Kindern u.v.m.  Neben all diesen Dingen war allerdings noch etwas anderes beunruhigend: Das völlige Unverständnis für die Bedeutung dieses Rituals für die Juden. Als Rabbiner Pinchas Goldschmidt, der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, in einem Interview für das deutsche Fernsehen sinngemäß sagte, ein Beschneidungsverbot wäre gleichbedeutend mit dem Ende der jüdischen Präsenz in Deutschland, hielten viele seine Einschätzung für maßlos übertrieben. Genau darin sehe ich aber das wohl größte Problem (in bezug auf die Beschneidungsdebatte ist es freilich nur ein Teil der Gesamtproblematik): Das Verständnis für die Bedeutung von Religion und religiöser Tradition hat in unserer säkularen Gesellschaft allgemein in den letzten paar Jahrzehnten drastisch abgenommen. Dass ein religiöses Gebot lebenswichtig sein kann – für viele schlicht unvorstellbar. Ich habe vorhin drei Gründe genannt, weshalb ich kurz auf die Geschichte der Juden in Europa eingegangen war. Einer der Gründe war die alte Judenfeindschaft – in Teilen der Beschneidungsdiskussion haben wir manch einen ihrer Nachklänge vernommen. Ein anderer Grund, den ich nannte, war die jahrhundertelange jüdische Präsenz in Europa: In der gesamten Debatte wurde, so scheint es mir, auf eine wichtige Tatsache zu schwach hingewiesen: Dass eine Minderheit, die schon immer hier gelebt hat, eines ureigenen Rechtes beraubt werden sollte, von einem Tag auf den anderen, nach zwei Jahrtausenden der Anwesenheit in Europa.

Erschreckend, mit welcher Selbstverständlichkeit das religiöse Empfinden ignoriert wurde, und mit welcher Selbstverständlichkeit ein auch aus Sicht der säkularen Gesellschaft teures Gut, die Toleranz, mit Füßen getreten wurde.

Der letzte der genannten Gründe war die Größe der jüdischen Minderheit: Letztlich wurde hier ausgerechnet diese relativ sehr kleine Minderheit am stärksten in die Defensive getrieben.

An dieser Stelle ein paar Worte über Verschiedenheit und die eben genannte Toleranz.

Jonathan Sacks, der frühere britische Oberrabbiner, leitet in seinem Buch „The Dignity of Difference“ aus der Geschichte vom Turmbau in Gen. 11 ab, dass die Verschiedenheit der Menschen ein von Gott gewollter Zustand sei. Eine Sprache und einerlei Reden – das ist Totalitarismus, wie ein jüdischer Bibelkommentator, Naftali Zewi Jehuda Berlin, bereits im 19. Jahrhundert bemerkt hat. Es ist „der Versuch, einer von Gott geschaffenen Vielfalt eine künstliche Einheit aufzudrücken“.  Daher spaltet Gott an diesem Wendepunkt der biblischen Erzählung die Menschheit in eine Vielzahl von Völkern, Sprachen und Kulturen. Sein Bund mit der gesamten Menschheit bleibt bestehen, doch nun wendet er sich allmählich, mit Abraham beginnend, einer Gruppe von Menschen zu, einer Familie, dann einem Volk, das letztlich zum Träger seines Bundes werden soll. Genau diese Tatsache macht die Besonderheit, die Andersartigkeit dieses Volkes aus, und darin liegt das begründet, was Sacks einen „partikularistischen Monotheismus“ nennt: „Der Gott der Israeliten ist der Gott der gesamten Menschheit, aber was er den Israeliten abverlangt, das verlangt er nicht von der ganzen Menschheit“. Wozu aber das Ganze? Dazu Sacks: „ Gott, der Erschaffer der Menschheit, hatte mit der gesamten Menschheit einen Bund geschlossen, sich dann aber einem Volk zugewandt, das anders sein sollte, um die Menschheit zu lehren, Raum für Verschiedenheit zu lassen“.

Ausgerechnet die Partikularität wird hier zur Quelle der Toleranz, der gegenseitigen Achtung. Die anderen sollen nicht etwa erst werden wie ich, damit ich sie achte. Die Achtung vor dem Anderen ist nicht an diese Bedingung geknüpft.

Die Beziehung zwischen den christlichen Kirchen und dem Judentum ist, Gott sei Dank, bereits seit einigen Jahrzehnten von gegenseitiger Achtung in eben diesem Sinne geprägt, einer Achtung bei gleichzeitiger Anerkennung der jeweiligen Andersartigkeit. Lange hat es gedauert, bis dem Judentum von Seiten der Kirchen die religiöse Gleichwertigkeit zugestanden wurde. Inzwischen hat in Deutschland die christlich-jüdische Zusammenarbeit eine lange Tradition. Die Grundlage für den Erfolg dieser Zusammenarbeit ist, wie ich meine, neben der bedingungslosen Anerkennung der (theologischen) Unterschiede die Besinnung auf die gemeinsamen Werte. Die Zusammenarbeit darf sich meines Erachtens auch nicht ausschließlich auf den Dialog miteinander beschränken. Unsere gemeinsamen Werte auch gemeinsam in den gesamtgesellschaftlichen Diskurs einzubringen und sie mit vereinten Kräften zu vertreten – das sollte unser gemeinsames Anliegen auch in der Zukunft sein.

In diesem Zusammenhang möchte ich die Erklärung des Präsidiums der Polnischen Bischofskonferenz zum Schächtverbot vom September 2013 erwähnen. Die Diskussion über die koschere Schlachtung wird zur Zeit in mehreren europäischen Ländern geführt, mit entsprechenden Konsequenzen. Die polnische Bischofskonferenz stellt sich hinter die jüdischen Gemeinden, indem sie auf die Religionsfreiheit verweist, die auch „im Bereich der Sitten und Gebräuche“ gelte, „die den religiösen Kult zum Ausdruck bringen“. Die Erklärung ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung des christlich-jüdischen Verhältnisses in Polen und auch eine Stärkung derjenigen polnischen Bischöfe, die dem Judentum freundlich gesinnt sind. Sie zeigt darüber hinaus, dass man erkannt hat, dass eine Beschneidung der religiösen Rechte, auch wenn es sich nicht um die eigenen Rechte handelt, sondern die einer anderen Gemeinschaft, letztlich eine gemeinsame Angelegenheit der religiösen Gemeinschaften ist.

Im Zusammenhang mit unseren Gemeinsamkeiten wird häufig der Begriff „jüdisch-christliches Erbe“ verwendet. Gemeint ist damit schlicht, dass die großen Grundlagen der jüdischen Ethik, die Ebenbildlichkeit des Menschen, die Achtung vor dem Leben (auch dem des Tieres), die Nächsten- und Fremdenliebe, um nur einige zu nennen, in das Christentum eingegangen sind; somit sind sie unser gemeinsames Erbe, auch wenn es sich um ein schwieriges Erbe handelt. Elemente dieses Erbes sind, und auch das ist eine Tatsache, in ganz säkulare, weitverbreitete und populäre Denkansätze eingegangen. Doch kommen einige der eben genannten Prinzipien, über deren Gültigkeit und Unverrückbarkeit Christen und Juden sich einig sind, in der heutigen Gesellschaft in Europa, wie es mir scheint, zu wenig zum Tragen.

Nehmen wir die Nächstenliebe. Sie liegt unter anderem dem Prinzip der Wohltätigkeit, der Zedaka, zugrunde, und, wenn wir weiter blicken, letztlich auch dem des Sozialstaates. Von Sozialabbau ist immer wieder die Rede, selten vom Sozialaufbau. In einer Zeit, in der Wirtschaftsunternehmen und Banken Macht über Staaten gewinnen, kann man nicht genug darauf hinweisen, dass die Schwachen und Benachteiligten nicht immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden dürfen, sondern dass vielmehr ein von der gesamten Gesellschaft getragenes System der sozialen Absicherung aufrechterhalten werden muss.

Die Liebe zum Fremden, die neben der Liebe zum Nächsten eine eigenständige Forderung der Tora ist, wird leider selten als eine solche wahrgenommen. „Denn Fremde wart ihr in Ägypten“: Der Schutz des Fremden, des neu in die Gesellschaft hineingekommenen und daher besonders angreifbaren Menschen, diese uralte Forderung der Tora, stellt für Europa ein bis heute ungelöstes Problem dar.

Die letzte große Finanzkrise hat uns gezeigt, dass nicht nur Europa, sondern die gesamte globalisierte Welt eine Ethik des Marktes braucht. Auch in diesem Bereich wären Prinzipien, die in unseren gemeinsamen Werten verankert sind, sicherlich hilfreich.

Ich könnte die Aufzählung noch lange fortsetzen. Worum es hier jedoch letzten Endes geht: Es gibt viele Themen, die für die Gesellschaft in Europa von großer Bedeutung sind. Es ist unabdingbar, dass in dem allgemeinen gesellschaftlichen Diskurs auch religiös motivierte Stimmen Gehör finden. Unsere Werte sind alles andere als veraltet, sondern gültig wie eh und je. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, diese Werte in den Diskurs einzubringen.

Freilich, die allgemeine Tendenz in Europa ist es, teilweise aus einer Islamophobie heraus, die Religionen in den Bereich des Privaten zu drängen. Aber das Wertesystem der Tora ist doch nicht nur fürs Wohnzimmer und für die Küche gedacht, sondern es ist von gesellschaftlicher Relevanz. Auch aus diesem Grund dürfen wir uns dem gesellschaftlichen Diskurs nicht entziehen.

Voraussetzung ist allerdings, dass die religiösen Stimmen zugelassen und gehört werden. Das ist eine Minimalforderung des oben erwähnten Prinzips der Toleranz. Einer Toleranz, die nicht im besten Fall Gleichgültigkeit und im schlechtesten das Gegenteil ihrer selbst ist, sondern einer Toleranz, die sich in der Achtung vor der Differenz, der Achtung vor dem Anderen äußert. Wie es um dieses Prinzip zumindest in einigen europäischen Ländern bestellt ist, verdeutlichen die erwähnten Beispiele aus jüngster Zeit, die Diskussionen über Beschneidung und koschere Schlachtung und ihre Folgen. Manche meinen zwar, der für die Juden dabei entstandene Schaden sei lediglich ein Kollateralschaden im Zusammenhang mit der europäischen Islamophobie. Das ist in meiner Sicht höchstens die halbe Wahrheit. Es hat sich vielmehr gezeigt, und das ist eine mindestens genauso ernste Angelegenheit wie eine Phobie, dass die Juden doch die „Statthalter der Differenz“ in Europa sind. Einer Differenz, die vor allem von Teilen der säkularen Gesellschaft offenbar nicht ertragen wird.

Es geht mir überhaupt nicht darum, die säkulare Gesellschaft zu verteufeln. Menschen, die säkular eingestellt sind, verdienen in dieser Differenz selbstverständlich unsere Toleranz und Achtung im erwähnten Sinne. Das sollte allerdings immer auch umgekehrt gelten. Der polnisch-jüdische Aphoristiker S. J. Lec schrieb einmal, Freiheit könne man nicht simulieren. Ich möchte hinzufügen: Toleranz auch nicht.

Langer Rede kurzer Sinn: Europa braucht den Beitrag der Religionsgemeinschaften zur Gestaltung der Gegenwart und der Zukunft. Die auch gesellschaftliche Relevanz der Werte, die wir gemeinsam vertreten, hat kein bisschen nachgelassen. Was uns trennt, gilt es zu respektieren, und was uns verbindet, sollte für gemeinsames gesellschaftliches Engagement genutzt werden.

Ich möchte mit einem passenden, wenn auch aus dem Kontext gerissenen Ausspruch aus dem Mischnatraktat Pirke Awot, Sprüche der Väter, Kap. 2.21, schließen:
Dir liegt nicht ob, die Arbeit zu vollenden, doch bist du auch nicht frei, dich ihr zu entziehen.

Vielen Dank.