"Nun gehe hin und lerne" - Ansporn und Ermutigung


Laudatio für die KLAK von Landesrabbiner em. Dr. h.c. Henry G. Brandt, Ehrenvorsitzender des DKR, anlässlich der Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille 2017 in der Paulskirche zu Frankfurt/M.


Hand aufs Herz, wer von den hier Anwesenden oder den uns auf dem Bildschirm folgenden, kann behaupten, sich unter den Namen KLAK etwas vorstellen zu können. Schlüsselt man dieses Kunstwort auf, wächst der Bekanntschaftsgrad nur unbedeutend. Ich hoffe, dass am Ende dieser Feierstunde verdientermaßen die „Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden“ besser bekannt sein wird.

Es ist einfacher und bequemer eine Laudatio zu sprechen über eine bekannte und profilierte Persönlichkeit oder über eine Organisation, deren Geschichte und Agieren klare Konturen aufweist. Die KLAK macht es einem da viel schwerer. Obwohl sie 1978 in Arnoldshain eine Art von Gründung erfuhr, gab es bereits Vorläufer – Landeskirchliche Kreise oder Einzelpersonen, die bereits das Thema der Beziehungen zwischen Christentum und Judentum im Visier hatten. Auch kamen nach 1978 noch weiteren Elementen hinzu und erweiterten und vertieften den Wirkungskreis der KLAK, so der „Zentralverein Begegnungen Juden und Christen“ sowie die Arbeitskreise der Landeskirchen der ehemaligen DDR.

Es ging um nichts weniger als nach vielen Jahrhunderten der Vergegnungen und nach den unsäglichen Qualen der Shoa aufgrund neuer theologischer Einsichten und kritischer Betrachtungen des eigenen Glaubens neue Wege in der Beziehung zwischen Christen und Juden zu gehen. Die nun in der KLAK zusammengeschlossenen Arbeitskreise und Initiativen verstanden, dass man den schwierigen und manchmal komplexen Wandel in diesem interkonfessionellen Bereich nicht nur in den Elfenbeintürmen des akademischen Gedankenaustausches belassen konnte.

Die neu gewonnenen theologischen Einsichten mussten auch in den Gemeinden und bei ihren Mitgliedern Wurzeln fassen. Gleichzeitig aber war es von Nöten die verschiedenen formellen Gremien, wie zum Beispiel die Landeskirchen, durch Initiativen, Anregungen und Vorlagen zu veranlassen, das Thema in ihrem Blickfeld und ihrer Arbeit zu halten. Wobei es gleichermaßen galt, Rückschritte und negativen Revisionismus zu verhindern. Passend bescheinigt die Preisurkunde „Es genügt nicht anlässlich des Reformationsjubiläums Luthers gehässige Judenfeindliche Äußerungen zu kritisieren; sie müssen überwunden werden.“ Dieses Überwinden hat sich die KLAK auf ihre Fahne geschrieben. Besonders lobenswert muss man darauf hinweisen, dass sie sich mutig und eindeutig gegen jede Judenmission gewendet hat. Wir müssen uns nicht vorstellen, dass das Erreichen solch einer Position innerhalb der KLAK sowie in der weiteren kirchlichen Welt ohne Gewissenskonflikte schwierige Diskussionen und Debatten beschlossen wurde, genauso wenig wie die Klärung der KLAK, dass sie eintrete für den Staat Israel und den Frieden mit seinen Nachbarn.

Sehr geehrte Damen und Herren,

in den großen und besorgniserregenden turbulenten Ereignissen des Weltgeschehens hat das Thema der Beziehung zwischen den Christentum und Judentum nicht erste Priorität. Doch für unsere Gesellschaft ist sie nach den Ereignissen des letzten Jahrhunderts ein Lackmustest ihrer moralischen Gesundheit. Noch ist die Arbeit der KLAK lange nicht getan.

Wir erleben heute ein Erstarken eines neuen Antisemitismus, der genauer gesehen nur der alte in einer pseudopolitischen Verkleidung ist. Auch klingt schamlos eine akademische Stimme aus Berlin, welche die hebräische Bibel - das Alte Testament - nach alten Wertmustern herabstufen will.  Auf einer anderen Ebene sind im Zuge der massiven Wellen von Flüchtlingen, die zu uns gekommen sind, zehntausende Menschen unter uns, die ihr ganzes Leben mit Hass gegen Israel und parallel alles Jüdische geimpft worden sind. Wir dürfen unsere Köpfe nicht in den Sand stecken; da kommt noch Einiges auf uns zu!

Es wabern die unterschiedlichsten Gefühlsregungen in unserer gesellschaftlichen Atmosphäre und manche davon sind unheilvoll und gefährlich. Wir brauchen die KLAK und Ihresgleichen, um zu gewährleisten, dass im Themenbereich der Beziehungen zwischen Christen und Juden die Uhr nicht zurückgestellt oder sogar zerbrochen wird. Es soll besonders darauf hingewiesen werden, dass die Mitarbeiter der KLAK in der Regel gerade nicht aus den höchsten Etagen der kirchlichen Führerschaft stammen, sondern hochmotivierte Menschen sind, die aus der Mitte der Gesellschaft kommen. In ihrem eigenen Glauben verwurzelt, engagieren sie sich nachhaltig für die Versöhnung und ein friedliches Nebeneinander der beiden Religionen. Ich bin sicher, die Vertreter der KLAK, die hier stehen, um die Medaille entgegenzunehmen, und alle ihre Kollegen und Kolleginnen verstehen, dass diese Auszeichnung nicht nur in Anerkennung des schon Geleisteten verliehen wird, sondern auch als Ansporn und Ermutigung weiter standfest auf ihrem Weg zu gehen, um anderen das Beispiel zu geben, es ihnen gleich zu tun.

Der Deutsche Koordinierungsrat handelt weitsichtig und seinen Aufgaben getreu, indem er die KLAK auszeichnet. Sie ist ein würdiger Träger der Buber-Rosenzweig-Medaille.