Bestürzung und Entsetzen. Brief an Papst Benedikt XVI.
Gespeichert von Christoph am/um Mo, 01/26/2009 - 00:00
An
Seine Heiligkeit
Papst Benedikt XVI.
zur Kenntnisnahme an
Herrn Walter Kardinal Kasper
Präsident der Kommission für Religiöse Beziehungen
zum Judentum
Hochverehrter Papst Benedikt,
mit Bestürzung haben die jüdischen, katholischen und evangelischen Präsidenten und Mitglieder im Vorstand des Deutschen Koordinierungsrates (DKR) sowie viele Mitglieder der 83 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Deutschland Ihr neues Dekret zur Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der „Priesterbruderschaft Pius X.“ wahrgenommen.
Wir sehen die biblisch begründete und in den letzten Jahrzehnten seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gelehrte Einheit des einen Volkes Gottes von Juden und Christen durch die päpstliche Sorge um die Einheit der römisch-katholischen Kirche in Frage gestellt. Unserer Überzeugung nach ist der Preis für diesen innerkatholischen Versöhnungsakt zu hoch, denn:
- die Anhänger des Erzbischofs Lefebvre und die vier Bischöfe lehnen weiter die Erklärungen des Zweiten Vatikanischen Konzils ab und zwar nicht nur die Konstitution zur Liturgie, sondern auch das Dekret über den Ökumenismus, die Erklärung über die Religionsfreiheit und vor allem die Erklärung Nostra aetate mit den wichtigen Entscheidungen zu einem erneuerten Verhältnis der katholischen Kirche zu den Juden.
- Wir sind entsetzt, dass Sie unter den vier Bischöfen auch einen erklärten Holocaust-Leugner, Bischof Richard Williamson aus Großbritannien, gegen den Zivilprozesse angestrengt wurden, rehabilitiert haben.
Nach den Auseinandersetzungen um die „Fürbitten für die Juden“ in der Karfreitagsliturgie für den außerordentlichen Ritus sowie im Kontext der geplanten Seligsprechung Pius XII. sehen wir den jüdisch-christlichen Dialog erneut schwer belastet und beschädigt.
Mit dem Ausdruck tiefen Respekts
Dr. Henry G. Brandt
Jüdischer Präsident
Pfr. Ricklef Münnich
Evangelischer Präsident
Dr. Eva Schulz-Jander
Katholische Präsidentin
Bad Nauheim, den 26.1.2009