"Angst überwinden - Brücken bauen" - Laudatio
Laudatio für Peter Maffay von Prof. Dr. Udo Dahmen zur Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille 2018 am 11. März 2018 im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen
Ein Spruch aus dem I-Ging sagt:
„Man kann das Dunkle nicht direkt bekämpfen, sondern nur durch energischen Fortschritt im Licht das Dunkle auflösen.“
Ich freue mich sehr darüber, heute hier teilhaben zu dürfen und dem Vorbild, das Peter Maffay für uns Musiker und Künstler und darüber hinaus für uns alle darstellt, meine Verehrung auszusprechen. Gerade in Zeiten der vielfältigen Veränderungen ist seine Haltung die Gradlinigkeit, Klarheit und Eindeutigkeit ausdrückt von Nöten. „It’s only Rock n Roll, but I like it“, singt Mick Jagger und in aller Bescheidenheit würde Peter Maffay dem in allen seinen Aktivitäten zustimmen. Gleichermaßen gehört sicher auch die genaue Beobachtung des Wechsels der Zeiten und der angemessenen Reaktion darauf dazu.
Der Mut zum Wandel und der Mut, sich zu hinterfragen, wie von Heraklit in dem geflügelten Wort „Niemand steigt zweimal in den gleichen Fluss“, angesprochen, trifft auf Peter Maffay im besonderen Maße zu, in dessen Leben der Veränderung, das „sich neu erfinden“ eine besondere Bedeutung hat und in dem sich das künstlerische und das gesellschaftliche Engagement auf so besondere Weise miteinander verknüpft.
Schauen wir also auf den Künstler Peter Maffay.
Mit der ihm eigenen Direktheit, geerdet in der Tradition der „Born to be wild“- Generation, mit seiner Entwicklung und Wandlung – zumindest für die Öffentlichkeit - vom Popsänger zum Rock n Roller deutscher Sprache, beginnend mit dem Album „Steppenwolf“, gelingt es Peter Maffay in einzigartiger Weise den Soundtrack gleich für mehrere Generationen zu schreiben und zu performen: 18 Nummer eins Alben zeugen von seiner ungebrochenen fast 50-jährigen Popularität bei seinem Publikum: Er ist der Künstler, der weltweit die meisten Nr. 1 - Alben veröffentlicht hat, ihm gelingt darüber hinaus mit Tabaluga seit Jahren ein Familienprogramm, das für alle, die daran teil haben, ein außergewöhnliches Erlebnis ist und das Toleranz, Freundschaft, Menschlichkeit und Liebe als Botschaft über den kleinen Drachen transportiert. Derzeit ist er auf MTV-unplugged Tour und spielt dort alte Klassiker wie „Du“ „Eiszeit“ oder „Über sieben Brücken...“ in neuen, zeitgemäßen Arrangements in ausverkauften Hallen.
„Well now what can a poor boy do, except to sing for a rock & roll band?” singt Mick Jagger in Street Fighting Man, man möchte ihm zurufen: “Hey Mann, man kann viel mehr tun, viel, viel mehr!” Man kann zum Beispiel seine Haltung öffentlich machen und man kann aktiv werden und damit seine Glaubwürdigkeit, die „Credibility“ als Rockmusikers deutlich machen und unterfüttern.
Peter Maffay belässt es nicht dabei, die Vision von einer besseren Welt in Liedern zu besingen und auf der Bühne zu inszenieren. Er ist ein „Macher“, will mehr tun, auf der einen Seite durch verschiedene unterschiedliche Aktivitäten in bereist in den 80iger Jahren mit seiner aktiven Mitwirkung bei „Rock gegen Rechts“ mit Benefizkonzerten und seit der Jahrtausenwende durch seine Stiftung.
Die im Jahre 2000 gegründete Peter-Maffay-Stiftung betreut traumatisierte, chronisch kranke, sozial benachteiligte und vernachlässigte Kinder. Zu diesem Zweck werden seit 2003 in Deutschland, Spanien und Rumänien vier Kinderferienheime errichtet.
Die Stiftung arbeitet seit Jahren mit dem Peres-Center for Peace des ehemaligen israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres zusammen, mit dem er im freundschaftlichen Gespräch die Gemeinsamkeiten feststellen konnte, um deutsche, israelische und palästinensische Jugendliche zusammen zu bringen und so bei der jüngsten Generation das Verständnis füreinander durch gemeinsames Erleben zu befördern. Konzerte in Israel haben sein Engagement vor Ort nachdrücklich bestätigt.
Die Peter-Maffay-Stiftung bietet Gruppen von bis zu 14 Personen (Kinder/Jugendliche und Betreuer) therapeutische Aktiv- und Erlebnisaufenthalte in ihren Einrichtungen in Deutschland, Rumänien und auf Mallorca an. Insgesamt werden jedes Jahr rd. 1300 Kinder untergebracht. Alle Häuser liegen inmitten intakter Natur, einige inmitten eines Bauernhofes. In Peter Maffays Augen ist die Natur ein Therapeut. Pflanzen und Tiere, Seen und Berge schenken den Menschen Kraft und die Erkenntnis, dass wir alle ein Teil des „großen Ganzen“ sind.
Peter Maffay ist es wichtig, dass Jugendliche lernen „über den Tellerrand zu schauen, nach(zu)fragen, sich ein(zu)bringen und aus(zu)probieren.“ Darüber hinaus erklärt er sein Engagement ganz direkt mit folgenden Worten: „Immer, wenn im gesellschaftlichen und politischen Leben Differenzen oder Defizite gravierender Art auftreten, ist es wichtig, dass es Leute gibt, die die Funktion von Ausrufezeichen oder Leuchttürmen übernehmen.“
Das Motto der Woche der Brüderlichkeit „Angst überwinden – Brücken bauen“ thematisiert die diffusen Ängste und vermeintlichen Bedrohungen dieser Tage. Mit Peter Maffay möchten wir über mindestens „sieben Brücken gehen“, um die Ängste durch Begegnungen zu überwinden und den Gedanken der Toleranz als Brücke in der Kommunikation und als eine wesentliche Grundlage unseres Gemeinwesens beständig zu erneuern. Er setzt dabei vor allem auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen als diejenigen, die in Zukunft unsere Gesellschaft tragen werden und macht sie zu „jungen Botschaftern für Völkerverständigung“.
Peter Maffay ist ein Mehrgenerationen-Künstler, ein engagierter Mensch, den viele bewundern und noch mehr wertschätzen wegen seines außergewöhnlichen und von großer Menschenliebe motivierten sozialen, gesellschaftlichen und völkerverbindenden Engagements gegen jede Form von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit.
Der Mut zum Wandel, zur positiven Veränderung, zur Toleranz durch Brücken bauen hat Peter Maffay immer angetrieben und wird ihn mit Sicherheit auch in Zukunft motivieren, auf diesem Weg voranzuschreiten.
Einen herzlichen Glückwunsch zur Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille 2018.